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Die TeleSHIP Homepage

Telecom Service for Hearing Impaired Persons

Was ist TeleSHIP?

Personen mit schwerer Hör- bzw. Sprechbehinderung sind von der Verwendung des herkömmlichen Telefons ausgeschlossen, was beim Finden und Ausüben eines Berufs einen entscheidenden Wettbewerbsnachteil und eine gravierende Benachteiligung darstellt. Für den Berufsalltag stellt die Verwendung von sogenannten Texttelephonen, wie sie speziell für gehörlose Menschen entwickelt wurden, keine praktisch gangbare Lösung dar, da der Gesprächspartner im allgemeinen seinerseits über kein Texttelephon verfügt.

Das Projekt, das von Partnern im österreich-ungarischen Grenzgebiet getragen wird, beabsichtigt, durch geeignete organisatorische und technische Maßnahmen eine Brücke zwischen der Kommunikationswelt nichtbehinderter und hör/sprechbehinderter Menschen zu schlagen, Barrieren abzubauen und dadurch die berufliche Wettbewerbsfähigkeit gehörloser Arbeitsuchender bedeutend zu verbessern. Dazu sollen sowohl in Österreich (Wien) als auch in Ungarn (Györ) versuchsweise je eine TeleSHIP Servicestelle (Vermittlungszentrale, Relay Centre) eingerichtet werden, die als Brücke zwischen Sprech- und Schreibtelefonie dienen.

Während der knapp zweijährigen Laufzeit des Projekts sollen auf österreichischer Seite rund 10 gehörlose Schulabgänger oder Arbeitsuchende in die Verwendung der TeleSHIP Servicestelle eingeschult werden. In Abstimmung mit dem AMS sollen diese 10 gehörlosen oder sprechbehinderten Personen dann auf Arbeitsplätze (Trainigsplätze) vermittelt werden, die ihnen ohne Zugang zur Telekommunikation verschlossen geblieben wären. Nach etwa einem halben Jahr Probebetrieb soll sowohl über den Nutzen für die Arbeitnehmer wie auch über die Kosten von TeleSHIP Bilanz gezogen und ein ausführlicher Erfahrungsbericht geschrieben werden.

Für den Betrieb der TeleSHIP-Zentrale sollen zwei behinderte Operatoren ausgebildet und eingesetzt werden. Es wird angestrebt, die Personalkosten hierfür zwischen dem Projekt und dem Land (Behindertenförderung) zu teilen. Zusätzlich zum Betrieb der TeleSHIP-Zentrale durch die (behinderten) Mitarbeiter sollen auch neue Technologien wie automatische Spracherkennung und Sprachsynthese sowie auch die Tauglichkeit neuer Kommunikationsdienste (Internet, GSM/SMS) auf ihre Einsetzbarkeit untersucht werden. An den Ergebnissen dieser Versuche hat auch der ORF starkes Interesse, da für die Erstellung von Untertiteln für gehörlose Fernsehzuschauer nach neuen effektiven Methoden gesucht wird.

Die aus dem Projekt gewonnenen Erfahrungen sollen dazu dienen, daß nach einem erfolgreichen Probelauf im Raum Wien, Niederösterreich und Burgenland schließlich für ganz Österreich ein permanenter Vermittlungsdienst eingerichtet wird. Die Resultate werden über das Internet (WWW) verbreitet und europaweit zu einer Situationsverbesserung für gehörlose Menschen beitragen.

Hintergrund und Motivation

Berufliche Wettbewerbsfähigkeit ist heute ohne die Verwendung zeitgemäßer Telekommunikation undenkbar geworden, und es gibt kaum eine Branche oder einen Arbeitsplatz, für den nicht zumindest die Verwendung des Telefons eine Notwendigkeit darstellt.

Es verwundert daher kaum, daß gehörlose oder sprechbehinderte Menschen, die durch ihre Behinderung von der Verwendung des Telefonsystems ausgeschlossen sind, entsprechend geringe Berufsaussichten am freien Arbeitsmarkt vorfinden. Zwar können gehörlose und sprechbehinderte Personen sich eines sogenannten "Schreibtelefons" (oder "Text-Telefons") bedienen, das am besten mit einem kleinen, meist tragbaren Fernschreiber verglichen werden kann. Die Benutzung des Schreibtelefons ist aber davon abhängig, daß der Ferngesprächspartner auch über ein solches Schreibtelefon, das nach der gleichen Norm arbeitet, verfügt.

Diese Voraussetzung ist aber zu 99,9% nicht gegeben, da Schreibtelefone praktisch nur unter gehörlosen Menschen (und deren Organisationen) Verwendung finden und außerdem im allgemeinen außerhalb des eigenen Staatsgebietes eine andere Norm für Schreibtelefone angewendet wird. Bei Verwendung von Fax-Geräten ist zwar die Zahl der möglichen Kommunikationspartner weitaus größer, es darf aber nicht vergessen werden, daß Telefonieren und Schreib-Telefonieren eine interaktive Kommunikation darstellt, währen die Verwendung von Fax immer eine (abwechselnde) Einweg-Kommunikation bedeutet.

Den derzeit einzigen praktikablen Ausweg aus dieser Situation stellt die Einrichtung sogenannter "Vermittlungsdienste" (Relay-Services") dar, wo durch eine Person (den Operator) zwischen der Schreibtelefonie und "Sprechtelefonie" übersetzt wird. Der Arbeitsplatz des Operators verfügt über zwei getrennte Telefonleitungen, an die je ein Schreibtelefon und ein herkömmliches (Sprech-) Telefon angeschlossen sind. Was nun über die eine Leitung vom behinderten Gesprächsteilnehmer, der ein Schreibtelefon benützt, am Bildschirm des Schreibtelefons des Operators erscheint, wird von diesem den anderen Gesprächspartner (über die zweite Leitung) vorgelesen. Umgekehrt wird vom Operator alles, was der nichtbehinderte Gesprächspartner in sein Telefon spricht, vom Operator über eine Tastatur eingegeben und erscheint so auf dem Bildschirm des Schreibtelefons des behinderten Gesprächsteilnehmers. Eine "Relay-Verbindung" kann durch Anruf beim "Relay-Service" unter Nennung der Nummer des gewünschten Gesprächspartners sowohl vom behinderten wie auch vom nichtbehinderten Gesprächspartners initiiert werden.

Neben der für gehörlose Menschen speziell entwickelten "Schreibtelefonie" gewinnen gegenwärtig einige Telekommunikationsformen an Bedeutung, die bei entsprechender Anpassung auch für gehörlose Personen entscheidende Vorteile bringen können. Dazu zählen vor allem die rasch wachsenden Computer-Netzwerke (wie PAN, Internet, WWW = World Wide Web) sowie das über GSM vermittelte "Short Message Service", bei denen Information schriftlich weitergegeben wird, sodaß sie von hör/sprechbehinderten Menschen uneingeschränkt verwendet werden können. Vor dem Hintergrund dieser Gegebenheiten sollen daher Im Rahmen des hier vorgeschlagenen Projekts durch den Abbau gravierender Kommunikationsbarrieren die Berufsaussichten gehörloser und sprechbehinderter Menschen verbessert werden. Dazu werden eine Reihe von organisatorischen und technischen Maßnahmen gesetzt, die im folgenden einzeln beschrieben und erläutert werden.

Teilnehmer und Zielgruppen des Projekts

Direkte Zielgruppe des Projekts sind gehörlose bzw. schwer hör- und sprechbehinderte Menschen, die eine Beschäftigung am freien Arbeitsmarkt suchen. Daher werden die rund 10 Teilnehmer für den im Projekt geplanten Pilotversuch vornehmlich aus Schulabgängern und Schulabgängerinnen bzw. aus Arbeitsuchenden aus dem Raum Wien, Niederösterreich (Ost und Süd) und Burgenland rekrutiert werden. Die örtliche Eingrenzung geschieht aus drei Gründen: · Möglichst viele Personen sollen aus der förderbaren Region stammen, damit die Auswirkungen des Projekts auch regional beobachtet werden können.

  • Die räumliche Nähe schafft die Voraussetzungen für die gemeinsame Einschulung und ermöglicht auch, daß sich die Benutzer und Betreiber von TeleSHIP persönlich kennenlernen und so eine Vertrauensbasis aufbauen können.
  • Die für den Betrieb von TeleSHIP anfallenden Telefonkosten werden dadurch reduziert, wenn sich der Betrieb hauptsächlich zum Ortstarif und innerhalb der Zone 1 abwickeln läßt. (Für die Vermittlung längerer Gespräche bzw. von Ferngesprächen wird ein Kostenersatz verrechnet werden). Den rund 10 gehörlosen/sprechbehinderten Personen sollen zunächst in Theorie und Praxis Fähigkeiten auf folgenden drei Gebieten vermittelt werden:
    • Optimale Verwendung eines Schreibtelefons
    • Einsatz eines "Relay-Services" im beruflichen Alltag.
    • Einführung in die Verwendung von Computernetzen.

Da im Rahmen des Projekts ein Versuchs-Relay-Service eingerichtet wird (siehe später), müssen zwei Operatoren für diesen Dienst eingeschult und beschäftigt werden. Auch für diese Aufgabe sollen behinderte Menschen (z.B. Personen im Rollstuhl oder blinde Menschen) eingesetzt werden.

Langfristig soll das Projekt - positive Resultate vorausgesetzt - zur Schaffung eines permanenten Relay-Services für ganz Österreich (und Ungarn) führen. Für die beiden oben genannten Zielgruppen bedeutet das:

  • Zielgruppe gehörlose und sprechbehinderte Personen: Mit der Schaffung eines permanenten Relay-Services und durch die am Ende des Projekts vorliegenden Schulungsunterlagen haben alle interessierten Personen dieser Zielgruppe eine deutlich verbesserte Zugangsmöglichkeit zur Telekommunikation und somit verbesserte allgemeine Berufsaussichten.
  • Zielgruppe körperbehinderte oder sehbehinderte Personen: Mit der Schaffung eines permanenten Relay-Services werden Operatoren für diesen Dienst benötigt. Dadurch werden einige Arbeitsplätze geschaffen, die nach den Vorstellungen des Antragstellers vornehmlich mit behinderten Menschen aus dieser Zielgruppe besetzt werden sollen. In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Tätigkeit eines Operators nicht an einen bestimmten Arbeitsplatz gebunden ist, sondern im Sinn von Tele-Arbeit von jedem Ort, an dem die erforderlichen Telefonanschlüsse vorhanden sind, ausgeübt werden kann. Das kann für mobilitätsbehinderte Menschen ein entscheidender Vorteil sein.

An dieser Stelle soll ausdrücklich festgehalten werden, daß das Projekt (sieht man von den im Projekt beschäftigten behinderten Menschen ab) zwar nicht direkt der Schaffung von Arbeitsplätzen für behinderte und benachteiligte Menschen dienen soll, jedoch zum Abbau wesentlicher Barrieren, die den Zugang zum Arbeitsmarkt blockieren, beiträgt. Die hier beschriebene Maßnahme richtet sich daher nicht allein an die 10 behinderten Teilnehmer, sondern anhand dieser Teilnehmer sollen Strategien und Strukturen entwickelt werden, die zu einer Situationsverbesserung auf breiter Basis führen soll. Mit anderen Worten verseht sich das Projekt nicht als "Tropfen auf den heißen Stein", der nur wenige Personen betrifft, sondern als "Eisbrecher", durch den ein bislang versperrter Weg für die Allgemeinheit freigemacht werden soll.

Aus dem oben erwähnten Grund würde sich bei der Nutzenberechnung ein völlig verzerrtes Bild ergeben, wenn man lediglich die Gesamtkosten des Projekts durch die Zahl der Teilnehmer dividiert. Die Auswirkung der durchgeführten Maßnahme soll sich ja über mehrere Jahre (10...15) erstrecken und sich auf alle in diesem Zeitraum Arbeit suchende gehörlose Menschen erstrecken. Immerhin gaben von 279 im Jahre 1994 befragten gehörlosen Personen im Alter von 15 bis 30 Jahren 67 (also 24%) an, keinen Beruf auszuüben. Fast die Hälfte (209 von 525 Personen) gaben an, Schwierigkeiten bei der Arbeits- bzw. Lehrplatzsuche gehabt zu haben. 27% der befragten Personen gaben an, sich am Arbeitsplatz nicht wohl zu fühlen und bei nur 42% stimmt der erlernte Beruf mit dem eigentlichen Berufswunsch der betreffenden Person überein. So wurde erhoben, daß von 383 befragten berufstätigen gehörlosen Menschen 148 ( das sind 39%) als Hilfskräfte arbeiten, obwohl sie einen Beruf erlernt haben (Alle in diesem Abschnitt gemachten Angaben stammen aus "Gehörlose Menschen in Österreich - Ihre Lebens- und Arbeitssituation", Birgitt Burghofer und Julius Braun, Forschungsbericht Band 3 des Instituts für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Linz).

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